Jahreszeitenakademien

Wie es zu den Akademiewochen kam:

Von der Vorsitzenden des Ulmer Seniorenrats wurde an mich als Leiterin des Projekts „Frauenakademie“ am Seminar für Pädagogik der Universität Ulm der Wunsch nach einem ähnlich gelagerten wissenschaftsorientierten Angebot für ältere Menschen in Ulm und der Region herangetragen. Um den Bedarf an einem solchen Angebot zu überprüfen, habe ich zusammen mit Dipl. Soz. Wiss. Herbert Hertramph 1990-1991 eine Studie über „Weiterbildungswünsche für Menschen im 3. Lebensabschnitt in Ulm und der Region“ initiiert und verantwortlich durchgeführt. Dabei wurden die Voraussetzungen, Bedürfnisse und Zielperspektiven von weiterbildungsinteressierten Menschen im dritten Lebensabschnitt in Ulm und der Region ermittelt.

Die Ergebnisse dieser mit quantitativen und qualitativen Methoden durchgeführten Untersuchung konnten unter dem Motto „Ich hab`noch viel vor…“   Weiterbildungsinteressen im dritten Lebensabschnitt“ zusammengefasst werden. Die Universität wurde als die eigentliche Ansprechpartnerin zur Realisierung der Wünsche explizit genannt.

 Die erste Akademiewoche

Alles begann am 30. März 1992 im Haus der Begegnung: Um die räumliche und gefühlte Distanz zum „Elfenbeinturm“ der Universität auf dem Eselsberg zu verringern, fand die Eröffnung der ersten Akademiewoche durch den damaligen Kanzler der Universität Ulm, Dr. Dietrich Eberhardt, im Zentrum Ulms vor 120 Teilnehmenden statt. Anschließend sprach Prof. Dr. Hans Thiersch vom Institut für Erziehungswissenschaften I der Universität Tübingen über „Das Fremde zwischen den Generationen“.

Am Dienstag übernahm ich selbst einen Vortrag zum Thema „Frauen-Geschichte – Vergessene Lektionen aus der Sozial- und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts“. Mit diesem Vortrag wollte ich die Augen-Blicke auf Frauen lenken, die durchaus „Welt verändert“ haben, deren Wirken jedoch eher von unten kam und deren Namen und persönliche Verdienste in vielen Fällen in der Vergessenheit geraten sind und erst durch die Frauenforschung wieder neu entdeckt wurden.

Am Mittwoch setzte sich die Frühjahrsakademie 1992 in Räumen der Universität Ulm fort beginnend mit der Vorstellung des Fächerspektrums der Universität Ulm. Dabei wurden auch das das „Humboldt-Studienzentrum für Geisteswissenschaften und das studium generale vorgestellt. Führungen durch verschiedene Universitätseinrichtungen am Nachmittag beendeten den Tag.

Am Donnerstag sprach Prof. Dr. Sieghard Winkler (+), Abteilung spezielle Botanik der Universität Ulm über „Das Fremde als Ziel biologischen Denkens“. An einigen Beispielen aus der Biologie zeigte er anschaulich wie das Fremde zum Bekannten und zum Selbstverständlichen wird.

Zum Abschluss der ersten Akademiewoche hielt Prof. Dr. Horst Kächele, Abteilung Psychotherapie der Universität Ulm am Freitag einen Vortrag zum Thema „Die Gegenwart des Vergangenen – psychoanalytische Gedanken zum Erinnern“. Er nahm dabei vor allem Bezug zu Sigmund Freud: Was einst vertraut war, ist als Fremdes oft nicht leicht wiederzuerkennen; mit Hilfe bestimmter Methoden kann das Erinnern für eine Versöhnung fruchtbar gemacht werden.